Ich getrau mich jetzt mal einen weiteren, wahrscheinlich unpopulären Eintrag zu posten.
Ganz ehrlich: Einem Kind mit dem Verhaltensmuster von Benni würde ich mich nicht gewachsen fühlen - und ihm aus dem Weg gehen. Nicht gewachsen zB als alleinerziehende Mutter, Schulbegleiterer oder Sozialarbeiter im JA oder einer 'Einrichtung', das Kind letztlich ablehnen, aus eigener Angst und Unsicherheit.
Die Gesellschaft, in der wir leben, ist 1.) derart unemphatisch, normtypisch und kind-un-gerecht, organisiert
und hält 2.) außerdem ständig Trigger bereit, um Kinder mit 'dieser Struktur' zum Ausrasten zu bringen.
Und dabei ist es egal, ob das Trauma ein elterliches Fehlverhalten im Säuglingsalter (siehe Windel)
oder nicht elternverantwortet ist, wie zB ein nachgeburtlicher Krankenhausaufenthalt auf Isolierstation.
Ich ergänze mal noch was: Im Film sagt die Mutter sinngemäß: "Benni kann nicht mit nach Hause, weil: 'sonst werden die anderen auch noch so'''. Mal ganz kurz: Es gibt ADHS, das ist angeboren. So kann man 'nicht werden', so ist man. Es gibt aber auch Erkrankungen, die zeigen ADHS-typische Symptome. Oder/auch nach Traumata kann man solche Symptome entwickeln. Der Film geht mE darauf überhaupt nicht ein und es ist in diesem letztlich auch egal, ob Benni 'nur' ADHS-Symptome aufgrund Trauma zeigt, oder ob sie ein von ADHS betroffener Mensch ist. Aber ich möchte an dieser Stelle nochmal betonen, dass ADHS nicht erworben wird. Lediglich an den Symptomen und deren Ausprägung feilt unser Lebenslauf herum, aber nicht an der Grundlage. So. Das musste noch

.
Als Erwachsener neben zB Benni, MUSST du vollumfänglich professionelle Distanz wahren (ich kenne niemanden in sozialen Berufen, der das drauf hat) und die 1:1-Begleit-Umstände, wie ich im anderen Post schon schrieb (der Begleiter IMMER im Winschatten des Kindes), nur deswegen, um dem Kind gesellschafts-normales Verhalten nahe zu bringen, zu trainieren, zu festigen.
Wie auch im Film gesagt, ist das Leben im Elternhaus wohl in den allermeisten Fällen primär wichtig. Aber das will ich jetzt mal vernachlässigen, boah, weil, man muss glaube ich, oft in solchen Situationen mit heftigst überreagierenden Kindern (aus deren Sicht verständlich, ja, ich weiß!) gewesen sein, um nachfühlen zu können, dass wirklich DISTANZ wichtig ist - und DIE leiste mal als Eltern neben/gleichzeitig zu der Liebe zu Deinem Kind.
Dass im Film das eine Kind auf dem Eis nicht zu Tode gekommen ist (weil die Pflegemutti eben nicht nur Benni hatte) und dass im Hause des Schulbegleiters (als Schulbegleiter ist nach meiner Erfahrung weder pädagogische noch psychologische Ausbildung nötig) 'nichts weiter' passierte, würde ich mal dem Zufall zuschreiben.
Will meinen, dieser Film bringt ein Defizit der Gesellschaft auf den Punkt, ja, aber ich würde Benni definiv auch nicht adoptieren können, weil ich das nicht leisten könnte - und ich kann auf Beziehungsebene ne ganze Menge leisten.
Und am Rande: Dieser Film kam gewiss nicht zufällig grade gestern im Fernsehen bzw. wurde die Nachricht über den massiven Anstieg seelischer Erkrankungen im Kindesalter als Folge der Pandemie-Politik nicht zufällig grade heute veröffentlilcht.
Da ich in meinem ersten Beitrag erwähnte, dass ich selbst ein Kind 'mit herausforderndem Verhalten' (Fachwort, offenbar das 'vor' dem Fachwort??! 'Systemsprenger') großgezogen habe, will ich hier der Vollständigkeit halber erwähnen, dass mein Sohn als Kind/Jugendlicher zwar kein systemgewünschtes Verhalten zeigte, jedoch die Intensität und Bedrohlichkeit des im Film gezeigten Überreaktions-Verhaltens-Musters nicht 'an den Tag legte'.