ADHS-Oase Selbsthilfeforum

Normale Version: Soll ich meine Vergangenheit auslöschen?
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Hallo alle zusammen,
ich bin jetzt Ende 50 und bekomme das Thema "langfristige Motivation" nicht in den Griff. Egal, was ich anfange, die Halbwertszeit meiner schönen Idee ist leider sehr überschaubar. Die Tageskonzentration ist dank Medis gut aber die helfen ja nicht, sich mal mehrere Jahre für ein und dasselbe zu begeistern.

Nun haben sich im Laufe der Jahre viele Sachen angesammelt, die Relikte früherer Ideen und Projekte sind und es wird mir schlechte, wenn ich in meiner externen Harddrive im Folder "Beruf" sehe, was ich dort alles für Subfolder mit Geschäftsideen und Projekten habe aus denen dann nichts geworden war. Mein berufliches Leben war erfolgreich, insofern eigentlich nicht schlimm aber ich leide darunter, dass sich aktuell die Anzahl an Ideen erhöht und gleichzeitig die Halbwertszeit derselben verringert und nichts mehr zum Erfolg geführt wird, also länger als ein paar Monate hält.

Daher dachte ich, dass es eventuell hilfreich ist, die Vergangenheit wirklich auszulöschen. Die alten Folder löschen, ich habe eh das meiste schon vergessen, Gegenstände entsorgen, die auf alte Projekte hinweisen oder unbedachte Spontankäufe waren. Abos kündigen, email Konten radikal löschen. Sich nicht mehr kümmern um Fotos und Andenken von früher. Ich denke immer, ich muss das alles mal sortieren und aufbereiten und es belastet mich, das ich das nicht gebacken bekomme. Also alles reduzieren?

Klavierspiel, ein ganz großes Thema. Ich mag es spielen zu können und man bekommt soviel Dopamin, wenn man irgendwo mal so vorspielt, dass es gut klingt und dennoch, ein konstantes dabeibleiben und Üben ist unmöglich. Jetzt war ich schon Monate nicht mehr daran und habe natürlich viel verlernt. Diese Wellen an Interesse und Desinteresse killen alles. Also weg mit dem teuren Instrument, Noten wegschmeißen und gar nicht mehr daran, bevor man leidet?

Ich weiß nicht, am Ende bereue ich es.
All die vielen Dinge haben das Leben ja auch bereichert aber sollen es jetzt nicht wie ein gewaltiger Rucksack belasten.

Geht es Euch ähnlich?
LG
Dinge die ich nicht wieder bekommen kann bleiben erstmal bei mir.
Je nach dem wie empfindlich vielleicht auch erstmal in einem Karton.

Ich bin am Aussortieren. Ja zu viel Balast ist Mist. Erst recht wenn da etwas negatives dran hängt.
Vielleicht ist bei Dir wie auch bei mir eine Bestandsaufnahme fällig.

Was mache ich gerne?

Ich liebe Holz. Bin da nicht gut drin.Aber aus Holz kann man verschiedene Dinge machen.
Ich liebe meinen Garten.
Ich backe und koche ganz gerne.
......
So als Grundinteressen. Das wird auch in Wellen wieder kommen.
Was mir Allgemein Freude macht.Nichts hochtragendes.
Dinge dafür bleiben.
Das sind Dinge der zweiten Kategorie.

Dazu zählen auch Dinge wie ein Ersatz Duschvorhang. Von solchen Dingen habe leider Teilweise zu viel.

Danach wird es auch knifflig für mich.
Dinge bei dennen richtig Geld drinn steckt.Die sollten vielleicht auch erstmal bleiben.

Alles andere von alten Projekten die ich sehr wahrscheinlich nicht mehr Anfangen werde und mir nur ein schlechtes Gewissen machen Müssen gehen.Am besten verkaufen oder Spenden dann fällt das sich davon trennen leichter.

Viel Erfolg!!
Kann das aus eigenem empfinden ein Stück nachvollziehen. Ich habe auch manchmal den Wunsch, auf gewisse Weise Kahlschlag zu betreiben und auszusortieren, mir stellt sich aber auch dann oft die Frage, ob ich Sachen noch brauchen werde. Oder ob doch irgendwie mein Herz dranhängt und es besser ist, wenn sie bleiben.

Habe bei einer beruflichen Veranstaltung mal den Tipp des "Wegschmeißens auf Probe" bekommen. Man packt die Sachen an einen bestimmten Ort oder in Kisten (bei Dateien wäre das ein bestimmter Ordner).
Wenn man dann innerhalb einer bestimmten Zeit (vorgeschlagen wurde ein Jahr) die Dinge weder gebraucht hat noch innerlich Bedarf nach ihnen hat, kann man sie in den "echten" Müll geben, bzw der Löschung anheim fallen lassen.

Finde das aber immer schwer, gerade, wenn für mich nicht klar ist, ob die Emotionen, die dranhängen, positiv oder negativ sind, was überwiegt.
Auf deine Frage Snokie, ob wir das auch kennen?

Ja, das ist auch für mich ein sehr belastendes Thema.
So viele angefangene Projekte… Ideen noch viel viel mehr….
Irgendwann geht das Interesse verloren, die Motivation erschöpft sich, der Fokus ändert sich.

Und der Berg wächst Kuckuck

In manchen der begonnenen Projekt steckt jede Menge Herzblut (zum Beispiel eine Kinderbuchreihe; Radierungen von Bäumen; die Memoiren über meine Geliebten Katzen)
und dennoch kriege ich es nicht fertiggestellt.
Das macht mich manchmal sehr verzweifelt und traurig.

Und der Druck, diesen Berg mal aufzuräumen, wächst und wächst und trotzdem kriege ich es nicht hin es zu tun.

Cocos Hinweis beim Ausmisten darauf zu achten, nicht alles aufzugeben, wegzugeben, finde ich total wichtig.
Aber genau diese Entscheidungen zu treffen, was bleibt (und wird später als Projekt zu Ende geführt), was bleibt nicht -
überfordert mich in meiner Vorstellung schon so sehr, dass ich gar nicht erst damit anfange. Und außerdem gibt es dann ja schon wieder tagesaktuelle Interessen, die alles überlagern.

Und der Berg wächst…

Manchmal wünschte ich mir tatsächlich: einfach alles weg! Alles auf Null! Tabula rasa…
Neustart!!!
Ja klar auf manchen Dingen stehen gefühlt Vorwürfe drauf.
Warum hast du mich überhaupt gekauft!
Du wolltest mich doch fertig machen.
Hier könnte Geld liegen.
....
Das tut weh.
Und fühlt sich gemein an.

Ich Versuchs es gerade anders herum.
Es soll weniger neues dazu kommen
Ich Versuche mich beim kaufen zurück zu halten nicht wie ein kleines Kind in der Süsskeitenabteilung!
Dann muss mein Inneres Kind mein Erwachsenes ich Fragen ob sie das haben darf.

Ich weis nicht wieviel Platz du hast.Hast du Kartons für Projekte?
Pack sie in Kartons.Projekte der letzten Zwei Jahre oder so.
Vielleicht mit einer Art Haltbarkeitsdatum.
Wenn bis dahin keine Lust mehr darauf hast.Und mit dem Zwischenschritt nicht Anzufangen ist.
Kommt der Karton komplett weg.

Für mich macht es einen Unterschied ob keine Zeit ist oder ich keine Lust mehr darauf habe.
Keine Zeit kann erstmal bleiben.

Für manches Reichen vielleicht auch Fotos.
Ja, mir gehts auch ähnlich.
Die vielen Ideen und möglichen Lebenswegabzweigungen, das gehört ja irgendwie zu dem, was uns hier eint, hab ich zumindest den Eindruck. Freunde

Bei mir gab es in den letzten Wochen so ein paar Sachen aus der Vergangenheit, teils Jahrzehnte zurück, die auf einmal genau in die Gegenwart passen und damit eine Art Kreis schließen, den ich in jungen Jahren begonnen habe und jetzt gerade fertig machen kann
so ganz unvermutet
Und das hat mich sehr erstaunt und glücklich gemacht
Es sind sogar mehrere Kreise

Seither betrachte ich die vielen Weggabelanfänge, deren Zeugen und Relikte bei mir herumstehen, eher neugierig, was sich da wohl in den nächsten Jahren noch zum Kreis schließen wird, oder auf einmal neue Bedeutung bekommt.

Vielleicht ist alles ein großes Puzzle meines Lebens und manche Teile passen noch nicht, aber sie würden später fehlen, wenn ich sie jetzt wegwerfen würde

Manchmal ist mir das schon passiert, dass ich später etwas schmerzlich vermisst habe

Ich sortiere eher aus und gebe weg, was "fremd" ist, also, was ich nicht aus mir heraus in mein Leben geholt habe, sondern was ich z.B. dachte, haben zu müssen, aber nie so richtig "meins" wurde. Oder Dinge, die nie zu einem Projekt gehörten, sondern ich nur aufgehoben habe, weil sie noch verwendet werden könnten (aber nicht von mir).
Sowas bringe ich gerne in den Umsonstladen oder SecondHand oder verschenke es, wenn ich jemanden weiß, der es brauche kann.
Es muss ein Gefühl der Erleichterung damit verbunden sein.

Mir hilft es auch, wie Coco schreibt, die Sachen zu behalten, aber wegzuräumen, wenn sie gerade nicht in die Gegenwart passen.
Manches hab ich tatsächlich auch fotografiert.

Die Lösung dafür hab ich nicht, wie Ihr das auch beschreibt, nehmen diese Sachen Raum und Zeit in Anspruch, die ich manchmal gerne frei hätte.
Dinge die vor Jahren mal ein Projekt oder eine Bastelarbeit oder so waren können ja auch eine Zeitreise sein.
Mit Musik aus dem Radio reise ich gerne in die Vergangenheit.

Aber ist die Reise zu den Projekten schön?

Bei mir Überwiegt das es zuviel ist rein weg vom Platz her.
Und das ich sehe wieviel Geld es gekostet hat. Deswegen ist es für mich gut wenn andere damit etwas Anfangen können. Sich erfreuen.

Das Verwalten von Dingen kostet sehr viel Zeit und Energie.

Aber ich will nichts bereuen müssen.
Etwas weggeschmissen zu haben was ich nie wieder bekomme.
Ich habe mir die Tickets von Konzerten wo ich war die schön waren aufgehoben. Auch damit kann ich eintauchen in die schönen Vergangenheitserinnerungen.

Musikinstrument würde ich behalten.

Manches können ja vielleicht andere für einen Aufbewahren wenn das stä dige sehen zu schmerzhaft ist.
Ich habe dieses Problem überhaupt nicht, aber möchte euch verstehen.
Sind das denn alles Dinge von emotionalem wert, bei denen ihr Schwierigkeiten habt? Weil dann verstehe ich die Belastung.
Ich sortiere immer nach und nach aus. Und meist kommt bei mir der Moment, wo ich weiß, dass es ok ist, die Dinge gehen zu lassen. Es fühlt sich dann richtig an. Auch wenn es nicht beendet worden ist.
ich empfinde eine gewisse Enttäuschung, wenn ich auf Dinge oder Dateien stoße, die mich daran erinnern, das ich da etwas angefangen aber nicht fertig gemacht hatte oder sagen wir frühzeitig abgebrochen. Es triggert den Gedanken an eine gewisse Unfähigkeit und die Sehnsucht, endlich mal was langfristig zu machen und / oder zu einem schönen Abschluss zu führen.
Die Traurigkeit kompensiere ich dann, indem ich mir vor Augen halte, das das der Preis für ein spannendes, vielseitiges Leben ist, mit Erlebnissen, die eine unglaubliche Bereicherung darstellen.
Mal überwiegt das eine, mal das andere Gefühl.
Ich habe mir Hauptthemen rausgesucht dafür darf ich etwas kaufen.

Es ist für mich unmöglich alles zu machen worauf ich Lust hätte.
Und das zuviel an Dingen hindert mich auch noch daran es zu tun.

Eine Große Leidenschaft kann wie ein Strohfeuer sein.
Deshalb ist die Frage womit betreib ich mein Feuer?
Was ist es? Stroh oder Eichenholz?
Stroh wird schnell vom Wind fortgetragen. Eiche aber bleibt.
Ideen die erstmal nur in Gedanken reifen und nach eine Weile immer noch da sind könnten vielleicht Holz sein und lange bleiben.
Bei machen erfreue ich mich am machen nicht am fertig werde.
Mein Garten wird nie fertig sein.

Was ist das Ziel?
Der Weg oder das beenden?
Aber was passiert denn dann, wenn man plötzlich den Fokus auf eine andere Tätigkeit richtet und die alte vernachlässigt? Ich tue es nur, wenn mich die alte nicht zum Ziel führt. Ist das bei euch vergleichbar oder doch anders?
(30.11.2024 08:06)kattikatz schrieb: [ -> ]Aber was passiert denn dann, wenn man plötzlich den Fokus auf eine andere Tätigkeit richtet und die alte vernachlässigt?

Bei mir fühlt sich das dann so an, als sei die alte Sache wie eingefroren oder abgeschlossen. Ich verbinde mit einem vorfristigen Abbruch kein schlechtes Gewissen. Es gibt die Gewissheit, dass ich jederzeit weitermachen könnte, wenn ich wöllte, oder es dann wegzuräumen, wenn es gänzlich abgeschlossen ist ('erstmal' denke ich dann, denn ganz genau weiß ich das nie).

(30.11.2024 08:06)kattikatz schrieb: [ -> ]Ich tue es nur, wenn mich die alte nicht zum Ziel führt.

Ich höre mit Projekten auf, wenn sie (nach gewisser Zeit) nicht mehr spannend sind oder mir zu anstrengend werden.

Mich bedrängt diese Thematik gefühlt gar nicht, also bei weitem nicht in dem Maße, wie hier ausgeführt.
Manches reitz mich dann plötzlich nicht mehr.
Dann lass ich es bleiben.
Momenten ist es eher so das ich keine Zeit habe für meine ganzen Sachen.

Und immer wieder kommt das schlechte Gewissen hoch.
Das wollte oder sollte ich doch schon längst...
Also verstehe ich das richtig, dass es bei euch eher gewinngesteuert ist?
Eas meinst genau mit Gewinngesteuert?
Finanzell?
Anerkennung von aussen?
Spass?
.....
in meinem Fall ist es nicht gewinngesteuert. Es wäre natürlich gut, wenn ein berufliches Projekt auch etwas abwirft (alles andere wäre ein Hobby), jedoch ist es die Tatsache, etwas abgebrochen zu haben, die mich stört. Ein Gewinn wäre es, etwas mal vom Anfang bis zu einem ordentlichen Ende geführt zu haben.
Gewinngesteuert bedeutet, dass der kurzfristige dopamingewinn die Tätigkeit aufrecht erhält. Nicht der finanzielle Gewinn. Ich hoffe, dass ich mich verständlich ausdrücken konnte.
(28.11.2024 07:55)Snokie schrieb: [ -> ]weg mit dem teuren Instrument

Das wäre sinnvoll, wenn du es gut veräußern kannst oder dringend den Platz brauchst. Ich habe auch so ein Intrument und saß seit fast einem Jahr nicht mehr dran - am Heiligen Abend spiele ich immer ein paar Weihnachtslieder -, aber ich würde es nie weggeben, weil ich genau weiß, dass irgendwann die Lust darauf wieder groß genug ist.
(29.11.2024 20:36)Snokie schrieb: [ -> ]ich empfinde eine gewisse Enttäuschung, wenn ich auf Dinge oder Dateien stoße, die mich daran erinnern, das ich da etwas angefangen aber nicht fertig gemacht hatte oder sagen wir frühzeitig abgebrochen. Es triggert den Gedanken an eine gewisse Unfähigkeit und die Sehnsucht, endlich mal was langfristig zu machen und / oder zu einem schönen Abschluss zu führen.
Die Traurigkeit kompensiere ich dann, indem ich mir vor Augen halte, das das der Preis für ein spannendes, vielseitiges Leben ist, mit Erlebnissen, die eine unglaubliche Bereicherung darstellen.
Mal überwiegt das eine, mal das andere Gefühl.

Das empfinde ich genauso wie du!
Danke, dass du es so gut zusammengefasst hast.
Mir fehlen da meist die Worte, es auszudrücken.

(30.11.2024 16:02)Snokie schrieb: [ -> ]in meinem Fall ist es nicht gewinngesteuert. Es wäre natürlich gut, wenn ein berufliches Projekt auch etwas abwirft (alles andere wäre ein Hobby), jedoch ist es die Tatsache, etwas abgebrochen zu haben, die mich stört. Ein Gewinn wäre es, etwas mal vom Anfang bis zu einem ordentlichen Ende geführt zu haben.

Genau!
Verstehe ich das dann richtig, dass die meisten von euch nicht in der Lage sind, sich die langfristigen Ergebnisse ins sekundenfenster zu holen?
Ich bin da wirklich ganz anders. Ich bringe alles zuende. Ich benötige eher mehr Zeit, um zu beginnen. Ich muss bereit sein und der Moment muss sich richtig anfühlen. Ich bin nicht sehr ausdauernd bei mir unangenehmem Tätigkeiten, sodass ich viel Zeit im voraus plane, damit ich unterbrechen kann, wenn ich ungenau und unsauber werde.
Ich Teile mir den Haushalt auf. Sortiere jedes Mal etwas aus. Nehme mir immer eine Schublade vor.
So mache ich es auch beim Sport. Ich bewege mich dann, wenn meine Aktivierung stimmt. Das erfordert viel Feingefühl, aber das Ergebnis ist umso besser.
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