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ADHS und intrinsische gegenüber extrinsischer Motivation.
#1
Hallo Zusammen,

ich bin noch ziemlich neu hier, aber möchte trotzdem gerne ein etwas komplexeres Thema ansprechen.
Ich hoffe ein paar von euch lesen sich das durch und teilen mit mir Ihre Erfahrungen.

Bevor ich meine Frage erläutere, möchte ich gerne definieren was ich mit den beiden Begriffen im Thread-Titel meine.

Intrinsische Motivation = Innere Einflüsse, die zielgerichtetes Handeln in einem Menschen bewirken. (Beispiel: Ich will die Prüfung bestehen, um mir selber zu zeigen, dass ich es kann.)
Extrinsische Motivation = Externe Einflüsse, die zielgerichtetes Handeln in einem Menschen bewirken. (Beispiel: Meine Familie erwartet von mir, dass ich die Prüfung bestehe.)

Ich bin nicht sicher, in wie weit diese Begriffe hier verbreitet sind, aber in verschiedenen Texten über ADHS wird erwähnt, dass wir auf Grund unserer Störung vermehrt Probleme damit haben uns an der intrinsischen Motivation zu bedienen.
Für mich ist dies sogar eins der größten Probleme am ADHS, jetzt wo ich richtig mit dem Medikinet Adult eingestellt bin.
Trotz des Medikaments fällt es mir noch sehr schwer mich für etwas so weit zu begeistern, dass es mich aus meinem Gleichgültigkeitsschlaf wach schüttelt.

Den kommenden Abschnitt könnt ihr gerne überspringen, wenn der Textblock zu lang ist.

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Ich will nicht sagen, dass ich niemals intrinsisch motiviert bin, aber oft nur in fest definierten Phasen in denen ich ein klares Ziel vor meinen Augen habe, dass mir persönlich wichtig ist. Zu diesen Zielen gehörte für mich mein Studium und meine spätere Ausbildung. Bei beiden Zielen war ich in der Lage motiviert und mit vollem Einsatz zu handeln, da ich mir selber zeigen wollte, dass ich in der Lage bin zur Umsetzung und bei beiden Zielen konnte ich schon 6 bis 12 Monate vor dem erreichen des Ziels wahrnehmen, dass plötzlich die intrinsische Motivation mehr und mehr abhanden ging. Schon vor dem erreichen der Ziele, wurde mir schon viel zu früh bewusst, dass ich erfolgreich sein werde. Dies führte dann dazu, dass plötzliche meine intrinsische Motivation weg war und sich eine innere Leere bei mir ausgebreitet hat.

Das schwierige an der intrinsischen Motivation ist, dass ich zu mindestens keinen Einfluss auf sie habe. Zusätzlich merke ich auch, dass mein Medikinet nicht den bewohnten Einfluss auf meinen Antrieb hat, wenn die intrinsische Motivation fehlt. Ich kann mich zwar mit dem Medikament besser konzentrieren, aber der Antrieb bleibt schlecht.

Aktuell bin ich in einer Phase in der ich nur die extrinsische Motivation habe, was dazu führt, dass ich mit dem Haushalt nicht nachkomme, mich für Therapieplätze nicht bewerben kann und mich nur auf der Arbeit total verausgabe. Da ich im Moment alleine lebe, ist die einzige Quelle für extrinsische Motivation für mich das positive Feedback des Arbeitgebers und meiner Kollegen. Dies führt dazu, dass ich mich immer mehr überarbeite, aber mein Privatleben zu verkümmern scheint.

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Seit auch ihr euch diesem Problem bei euch bewusst und wie beeinflusst es euer Leben?
Zusätzlich würde ich auch gerne Lösungsansätze begrüßen.
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#2
Spannendes Thema. Ich werde morgen was dazu schreiben. Liege schon im Bett...
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  • kannso
#3
Hallo Andi,

freut mich, dass dich das Thema auch interessiert.
Du kannst ja gerne auch die kommenden Tage oder Wochen irgendwann antworten, wenn dir danach ist.
Schlaf gut!
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  • kannso, Andi
#4
Gut formuliert und trifft den Kern.

Im Prinzip geht es ja jedem Menschen so, dass einige Dinge mehr begeistern als andere.

Mit ADHS ist es wohl so, dass man die Extreme mehr auslebt.

Wenn ich persönlich den Sinn in einer Sache nicht sehe, dann kann ich sie im schlimmsten Fall nicht machen.

Texte, die ich lesen soll aber nicht lesen will, verstehe ich nicht. Ich sehe die Wörter und Zeilen, aber nur mit größter Anstrengung kann ich ihren Inhalt begreifen.
Für mich als leidenschaftliche Vielleserin ist das jedesmal sehr frustrierend, als würde mir mein Gehirn einen Streich spielen.

Wenn mich eine Sache packt, dann mit vollen Einsatz, oft darüber hinaus bis zur Erschöpfung und in voller Leidenschaft gern auch mal am eigentlichen Kern der Sache vorbei. Das muss anschließend wieder korrigiert werden.

Die Kunst oder das persönliche Glück besteht für mich darin, einen Platz im Leben zu finden, an dem man sich persönlich angenehm angesprochen fühlt. Auf Arbeit und auch privat und möglichst im gesunden Mittelmaß, damit man nicht verbrennt.
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#5
Die extrinsische Motivation gibt uns durch das Außen mehr Orientierung und Halt. Das liegt daran dass man ggf erhoffte Rückmeldung und "offizielle" Ergebnisse bekommt oder Ziele und Weg klarer Vorgegeben sind die man in seiner inneren Wahrnehmung besser erfassen kann. Ich für mich selbst kann durch das ADHS im Sinne von Zeitblindheit/Planungsschwierigkeiten oder der gefühlten Sinnbefreiung von stupiden einfachen Aufgaben so wie dem zusätzlichen Überinput an Ideen keinen klaren Rahmen geben. Deswegen hat unsere intrinsiche Motivation nicht so ein Kraft oder es überfordert uns und schon sind wir demotiviert.
Ein Coach kann uns z.B in Altagsdingen helfen weil unsere intrinsische Motivation durch die extrinsische Motiavtion z.B. Lob von dem Coach oder auch Unkosten nicht zu hoch werden lassen parallel unterstützt wird.

Das ist ähnliches Phänomen , dass man oft mehr Rückmeldung von anderen benötigt. Das hat dann nichts mit mangendem Selbstwert zu tun sondern weil es uns die Oreintierung gibt, die wir uns selbst nicht geben können.

Auch unter Medikation wirkt bei mir die extrinsiche Motivation besser und ich versuche damit zu arbeiten, den Effekt zu nutzen und nicht zu denken das ich nur gut bin wenn ich es aus mir selbst schaffe.

Bei deinem Haushalt könnte z.B helfen wenn sich Besuch ankündigt und bezügl. des Therapieplatzes wenn du es z.B. jemandem erzählst und du wüsstest das du da eine "Kontrolle" durch Nachfragen oder gar ein Lob bekommst.

Im Bezug zu Therapie steht für mich die Frage, "Möchtest du es oder meinst du man könnte ja mal Therapie machen"?
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#6
(29.05.2021 07:53)ComsiComsa schrieb: Das ist ähnliches Phänomen , dass man oft mehr Rückmeldung von anderen benötigt. Das hat dann nichts mit mangendem Selbstwert zu tun sondern weil es uns die Oreintierung gibt, die wir uns selbst nicht geben können.

Was die Motivation angeht, ist für mich im Einzelfall entscheidend, ob ich der extrinsischen Rückmeldung intrinsisch genügend Bedeutung beimessen kann ;-).

Und umso mehr ich darüber nachdenke, umso mehr komme ich zu dem Schluss, dass es für mich persönlich keine extrinsische Motivation gibt, solange ich nicht bereit bin, sie in intrinsische umzuwandeln.

Das ändert aber nichts daran, dass die Rückmeldung von anderen erheblich dazu beiträgt, sich wenigstens besser wahrnehmen und orientieren zu können, auch wenn es am jeweiligen Verhalten erst einmal nichts ändert.
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#7
Ich vergleiche das mit der Pädagogik: Um jemanden ein gewünschtes Verhalten näherzubringen, arbeitet man mit Verstärkern. Da gibt es materielle Verstärker: "Wenn du dein Gemüse auf isst, gibt´s danach ein Eis." Oder es gibt soziale Verstärker: "Toll, wie du dein Gemüse aufgegessen hast! Ich bin stolz auf dich!" Und es gibt Handlungsverstärker: Das Kind merkt, dass Gemüse ja doch ganz gut schmeckt und dass es ihm gut tut. Also isst es das Gemüse freiwillig. Der Handlungsverstärker ist die intrinsische Motivation. Beim Erlernen von Verhalten werden erst materielle und/oder soziale Verstärker eingesetzt, erst wird jedes gezeigte Verhalten verstärkt, dann erfolgt die Verstärkung intermittierend und schließlich sollte der Handlungsverstärker das Verhalten aufrecht erhalten.

Als ADHSler hat man damit so seine Probleme. Wir sind halt viel mehr auf soziale Verstärkung angewiesen. Diese Zuwendung aktiviert unser Belohnungssystem, stimuliert die Ausschüttung von Noradrenalin und Dopamin und lässt uns ins Handeln kommen. Aber es gelingt nur sehr langsam bis kaum, dass sich diese Handlungen irgendwann selbst verstärken. Man wird als unproduktiv und faul empfunden, vielleicht sogar für dumm gehalten und das was man eigentlich bräuchte, die soziale Verstärkung, wird uns immer mehr verwehrt. So Sätze wie: "Du lernst doch für dich und nicht für die Schule!", haben bei mir nie einen Motivationsschub ausgelöst. Ich war nur gut, wenn ich Lehrer oder Nachhilfelehrer hatte, die an mich glaubten und die ich mochte. Wenn wir Glück haben, deckt sich unsere Arbeit mit unseren Interessen, dann haben wir den Hyperfokus auf unserer Seite. Das ist aber dann nur ein abgesteckter Rahmen, ansonsten fehlt uns die soziale Komponente trotzdem, schlimmstenfalls arbeiten wir uns in den Burnout oder weiter. Mir hilft auf jeden Fall die Arbeit im sozialen Bereich, da erhält man schon Anerkennung und Aufmerksamkeit. Trotzdem gibt es da auch Missgunst und Mobbing. Aber der Kontakt mit den Menschen und zu wissen für wen man etwas tut, hilft mir arbeitsfähig zu sein. Ansonsten sollten wir uns helfen und unterstützen. Wir wissen was wir benötigen, wir verstehen einander, wir haben unendlich viel Erfahrung, da geht doch was. Happy
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#8
(29.05.2021 07:53)ComsiComsa schrieb: Die extrinsische Motivation gibt uns durch das Außen mehr Orientierung und Halt. Das liegt daran dass man ggf erhoffte Rückmeldung und "offizielle" Ergebnisse bekommt oder Ziele und Weg klarer Vorgegeben sind die man in seiner inneren Wahrnehmung besser erfassen kann. Ich für mich selbst kann durch das ADHS im Sinne von Zeitblindheit/Planungsschwierigkeiten oder der gefühlten Sinnbefreiung von stupiden einfachen Aufgaben so wie dem zusätzlichen Überinput an Ideen keinen klaren Rahmen geben. Deswegen hat unsere intrinsiche Motivation nicht so ein Kraft oder es überfordert uns und schon sind wir demotiviert.
Ein Coach kann uns z.B in Altagsdingen helfen weil unsere intrinsische Motivation durch die extrinsische Motiavtion z.B. Lob von dem Coach oder auch Unkosten nicht zu hoch werden lassen parallel unterstützt wird.

Das ist ähnliches Phänomen , dass man oft mehr Rückmeldung von anderen benötigt. Das hat dann nichts mit mangendem Selbstwert zu tun sondern weil es uns die Oreintierung gibt, die wir uns selbst nicht geben können.

Auch unter Medikation wirkt bei mir die extrinsiche Motivation besser und ich versuche damit zu arbeiten, den Effekt zu nutzen und nicht zu denken das ich nur gut bin wenn ich es aus mir selbst schaffe.

Bei deinem Haushalt könnte z.B helfen wenn sich Besuch ankündigt und bezügl. des Therapieplatzes wenn du es z.B. jemandem erzählst und du wüsstest das du da eine "Kontrolle" durch Nachfragen oder gar ein Lob bekommst.

Im Bezug zu Therapie steht für mich die Frage, "Möchtest du es oder meinst du man könnte ja mal Therapie machen"?

Hallo ComsiComsa,
und danke für deine Antwort. Ich stimme dir zu, dass die Unterschiede zwischen den beiden Formen der Motivationen im Bezug auf ADHS besonders durch die Selbstwahrnehmung gekennzeichnet sind. Ich kann dir auch zustimmen, dass es mir hilft, wenn sich Besuch ankündigt und deshalb die Wohnung aufgeräumt werden muss. Dies passiert "leider" nicht ganz so oft bei mir, besonders in der aktuellen gesellschaftlichen Situation. Zum Anfang meiner Behandlung mit Medikinet, erlebte ich eine kurze Phase in der meine intrinsische Motivation plötzlich für mich unbekannte Schübe erhalten hat. Ich hatte plötzliche neue Hobbys und wollte durchgehend mehr Zeit in diese investieren. Leider war das wohl nur ein Teil der Eingewöhnungszeit und ist schnell wieder verschwunden.

Was Therapie betrifft, wurde diese mir schon mehrfach von verschiedensten Leuten vorgeschlagen, da ich auch nicht nur mit ADHS Probleme habe, sondern auch mit einer Depression und sozialer Isolation.
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#9
(29.05.2021 08:24)Zebramama schrieb: Was die Motivation angeht, ist für mich im Einzelfall entscheidend, ob ich der extrinsischen Rückmeldung intrinsisch genügend Bedeutung beimessen kann ;-).

Und umso mehr ich darüber nachdenke, umso mehr komme ich zu dem Schluss, dass es für mich persönlich keine extrinsische Motivation gibt, solange ich nicht bereit bin, sie in intrinsische umzuwandeln.

Das ändert aber nichts daran, dass die Rückmeldung von anderen erheblich dazu beiträgt, sich wenigstens besser wahrnehmen und orientieren zu können, auch wenn es am jeweiligen Verhalten erst einmal nichts ändert.

Hallo Zebramama,

ich verstehe, dass natürlich extrinsische Motivation eigentlich nur effektiv sein sollte, wenn diese durch intrinsische Motivation gestützt wird, leider gibt es hierbei das Problem, dass auch negative Motivation funktioniert. Bei mir ist extrinsische Motivation so effektiv, da sie durch Ängste wie "Was ist, wenn ich den externen Erwartungen nicht entspreche" betont wird. Dies bedeutet für mich also, dass ich diese Motivation nicht in mir selbst gewählt habe, sondern sie nur passiv erlebe. Dies ist trotz einer Behandlung meiner Angst mit einem Medikament und mehr Lebenserfahrung immer noch der Fall.

Ich wäre um einiges glücklicher, wenn meine Hauptmotivation nicht durch negative Emotionen entstehen würde.
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#10
Ich finde das Thema sehr spannend, ich bin mir aber auch gar nicht sicher ob meine intrinsische Motivation tatsächlich gestört ist. In vielen Fällen habe ich eher das Gefühl, mir zu viel vorzunehmen, zu viel anzufangen und dann aus verschiedenen Gründen nicht weiter zu kommen. Nicht, dass ich dann immer demotiviert wäre im Verlauf. Manchmal, eigentlich sehr oft, fehlt das Know-how. Oft auch kommt es dann vor, dass ich mehrere Sachen beginne und dann nur das einfachste weiter mache, der Rest wird dann vergessen und verstaubt förmlich. Gedanklich wie stofflich. Und was die Arbeit betrifft habe ich extremste extrinsische Motivation, so sehr dass es in Angst und Depressionen umschlägt, wenn es darum geht Fehler zu machen. Diese Fehler wiederum ordne ich eigentlich auch nicht unter fehlender intrinsischer Motivation ein, sie sind wohl eher ein allgemeines Symptom des ADHS dass ich mich ablenken lasse, wichtigkeiten falsch einschätze oder eine Aufgabe nicht angehen aufgrund der Angst sie direkt falsch zu machen.

Und hier folgt im Grunde dann das gleiche daraus: ich werde als faul, verplant und manchmal auch als absichtlicher Arbeitsverweigerer wahrgenommen.
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#11
(29.05.2021 16:07)Laikana schrieb: Ich finde das Thema sehr spannend, ich bin mir aber auch gar nicht sicher ob meine intrinsische Motivation tatsächlich gestört ist. In vielen Fällen habe ich eher das Gefühl, mir zu viel vorzunehmen, zu viel anzufangen und dann aus verschiedenen Gründen nicht weiter zu kommen. Nicht, dass ich dann immer demotiviert wäre im Verlauf. Manchmal, eigentlich sehr oft, fehlt das Know-how. Oft auch kommt es dann vor, dass ich mehrere Sachen beginne und dann nur das einfachste weiter mache, der Rest wird dann vergessen und verstaubt förmlich. Gedanklich wie stofflich. Und was die Arbeit betrifft habe ich extremste extrinsische Motivation, so sehr dass es in Angst und Depressionen umschlägt, wenn es darum geht Fehler zu machen. Diese Fehler wiederum ordne ich eigentlich auch nicht unter fehlender intrinsischer Motivation ein, sie sind wohl eher ein allgemeines Symptom des ADHS dass ich mich ablenken lasse, wichtigkeiten falsch einschätze oder eine Aufgabe nicht angehen aufgrund der Angst sie direkt falsch zu machen.

Und hier folgt im Grunde dann das gleiche daraus: ich werde als faul, verplant und manchmal auch als absichtlicher Arbeitsverweigerer wahrgenommen.


Hallo Laikana,

es gibt bei Menschen mit ADHS natürlich verschiedenste Darstellungsformen, ich spreche auch nur von Tendenzen.
Ich meine auch gelesen zu haben, dass Menschen die eher zur Hyperaktivität neigen, weniger Probleme mit der intrinsischen Motivation haben.

Ich kann deine Aussage zur Handlungshemmung aus Angst vor Fehler auch gut verstehen. Ich bin allgemein ein sehr gehemmter Mensch aus diesem Grund und habe seit dem ich Medikinet einnehme daher einen Wahn zum Perfektionismus entwickelt. Ich habe vor meiner Diagnose immer viele meiner ADHS-Probleme durch einen Kontrollzwang ausgeglichen, was zu einem konstanten Burnout geführt hat. Obwohl ich meinem Gehirn dank Medikament nun mehr vertrauen kann, kann ich immer noch nicht ganz mein an trainiertes verhalten gehen lassen.
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(29.05.2021 15:36)Asagi schrieb: Zum Anfang meiner Behandlung mit Medikinet, erlebte ich eine kurze Phase in der meine intrinsische Motivation plötzlich für mich unbekannte Schübe erhalten hat.

Oh ja die ersten Phase der Medikation und die Auswirkung auf die Motivation , ach wenn es dann doch für immer so bliebe. Das passiert öfter am Anfang .
(29.05.2021 15:36)Asagi schrieb: Was Therapie betrifft, wurde diese mir schon mehrfach von verschiedensten Leuten vorgeschlagen, da ich auch nicht nur mit ADHS Probleme habe, sondern auch mit einer Depression und sozialer Isolation.

Na dann ist es vielleicht nicht so sehr deine Idee?

Ansonsten fällt mir noch ein das extrinsische Motivation bei mir nur funktioniert wenn es auch mit einem intrinsichem Ziel zusammenhängt. Sonst könnte ja jeder kommenn und mich zu allem extrinsich Motivieren , man kann mich schon auch extrinsich Blockieren.

und wir dürfen nicht vergessen das wir ja schon immer und immer wieder veruchen was hinzubekommen oder uns am Leben bzw. im Leben zu halten , dass ist schon auch intrinsische Motivation.
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(29.05.2021 17:23)ComsiComsa schrieb: Na dann ist es vielleicht nicht so sehr deine Idee?

Ansonsten fällt mir noch ein das extrinsische Motivation bei mir nur funktioniert wenn es auch mit einem intrinsichem Ziel zusammenhängt. Sonst könnte ja jeder kommenn und mich zu allem extrinsich Motivieren , man kann mich schon auch extrinsich Blockieren.

und wir dürfen nicht vergessen das wir ja schon immer und immer wieder veruchen was hinzubekommen oder uns am Leben bzw. im Leben zu halten , dass ist schon auch intrinsische Motivation.

Du könntest recht haben, dass mir persönlich die Lösung meiner Probleme wichtig ist, nicht die Teilnahme an einer Therapie. Zwar führt das Eine vielleicht zum Anderen, aber so um die Ecken meine Motivation zu entnehmen beschreibt wohl genau das Kernproblem mit der intrinsischen Motivation.

ADHS ist bestimmt auch nicht der einzige Grund weshalb meine Motivation fehlt. Ich verbringe ja sehr viel Zeit alleine, da ich den direkten Umgang mit Menschen als sehr belastend empfinde. Wenn man nur auf der Arbeit echte Menschen um sich hat und im privaten Leben nur hedonistisch sich die Zeit vertreibt, dann kommt man irgendwann an einem Punkt wo ich zu mindestens nicht mehr den Sinn da drin sehe mir den Stress der Arbeit an zu tun. Leider weiß ich aber auch durch meine kurze Arbeitslosigkeit nach meinem Studium, dass ich noch deprimierter werde, wenn ich keinen Grund habe das Haus zu verlassen.

Ergebnis ist, dass ich nicht wirklich arbeiten, aber auch nicht nur Zuhause sitzen will. Allgemein ist mein Leben geprägt von konstanter kognitiver Dissonanz.
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(29.05.2021 17:23)ComsiComsa schrieb: und wir dürfen nicht vergessen das wir ja schon immer und immer wieder veruchen was hinzubekommen oder uns am Leben bzw. im Leben zu halten , dass ist schon auch intrinsische Motivation.

Es dauerte einen Tag, bis ich mich aufgrund der für mich momentan (weil depr. Episode) schwer zu erfassenden schweren Worte im Titel, den Tread öffnete. Aber nun habe ich, und zwar in Ermangelung anderer interessanter Dinge um mich herum. Also offenbar aus intristischem Antrieb, weil IRGENDWAS will ich machen, was sich halbwegs gut anfühlt und mir leicht fällt.

Ich gglte 'hedonistisch'. ja, das bin ich. inzwische 'alt genug', um von dem zu leben, was ich bisher geschaffen habe. Aber, WARUM ich mich im Leben halte, ist ein letztlich externer Grund (Ich will meine Kinder nicht enttäuschen), Grusel, oder, aber es IST wenigstens ein Grund.

(29.05.2021 17:15)Asagi schrieb: Ich meine auch gelesen zu haben, dass Menschen die eher zur Hyperaktivität neigen, weniger Probleme mit der intrinsischen Motivation haben.

Diagnostiziert als 'Mischtyp' lebte ich mein gesamtes Arbeitsleben als hyperMensch. Doch der Antrieb war, wenn ich durch den Tread darüber nachdenke, immer extern: Ich wollte es meinen Eltern zeigen, dass ich bin, wie sie mich haben wollen: Zielstrebig und erfolgreich. Bis vor kurzem, also, bis sie gestorben sind, 'erlaubte' ich mir nicht, in die bescheinigte 'Erwerbsunfähigkeit' zu gehen.


(29.05.2021 17:47)Asagi schrieb: ADHS ist bestimmt auch nicht der einzige Grund weshalb meine Motivation fehlt. Ich verbringe ja sehr viel Zeit alleine, da ich den direkten Umgang mit Menschen als sehr belastend empfinde. Wenn man nur auf der Arbeit echte Menschen um sich hat und im privaten Leben nur hedonistisch sich die Zeit vertreibt, dann kommt man irgendwann an einem Punkt wo ich zu mindestens nicht mehr den Sinn da drin sehe mir den Stress der Arbeit an zu tun. Leider weiß ich aber auch durch meine kurze Arbeitslosigkeit nach meinem Studium, dass ich noch deprimierter werde, wenn ich keinen Grund habe das Haus zu verlassen.

Ergebnis ist, dass ich nicht wirklich arbeiten, aber auch nicht nur Zuhause sitzen will. Allgemein ist mein Leben geprägt von konstanter kognitiver Dissonanz.

Vielen Dank für den Tread an sich und auch Deine Zusammenfassungen/Ansichten Deiner Wahrnehmungen Deines Lebens, @Asagi, den letzten Satz unterstreiche ich für mich vollumfänglich ... kurz und prägnant. Ja, und ich musste ihn nicht mal selbst erfinden.



Aufgrund Alter/Versorgungsstatus, habe ich nicht mehr den Anspruch, aber eben auch nicht mehr den Antrieb, aus meiner selbst erschaffenen Isolation herauszutreten. Mit Elvanse versorge ich mich soweit, dass ich mich ausreichend wohlfühle durch nötige oder Freude bereitende kleine Arbeiten in Haus/Garten. Aber es gibt im Außen eben niemanden mehr, der sagt: Ich brauche Dich hier, Du musst zu mir kommen. Also gehe ich auch nicht raus. Punkt.

Das ist eine ganz schön böse Falle ... weil eben auch die 'Entwöhnung' sozlaler Kontakte und angemessener Umgangsformen stattfindet. Ich bekomme ja hin und wieder Besuch oder betreue manchmal Enkel, aber ... jedesmal bin ich davon letztlich überanstrengt, froh, wenn vorbei ... ich habe keine Ahnung bzw doch, nämlich, dass es mir nicht mehr möglich sein wird, diese 'kognitive Dissonanz' aufzulösen ... und so lebe ich in dieser offenbar ausreichend gut (und auch gerne!), im ständigen Wechsel depressiver und normaler Phasen.

Und nun schwenkt meine Stimmung zu einem Lächeln um, denn: Während der normalen Phasen, denke ich jedes Mal: 'Diesmal bleibt es so!': Dass es sich richtig gut anfühlt, was ich mache und nicht mache, ist völlig in Ordnung und entspricht dem, was ich will! Bleibt es natürlich nicht, grins, aber die depr. Phasen habe ich endlich gelernt, 'auszusitzen'. Ich mache während dieser nicht mehr oder weniger als in den anderen, aber es fühlt sich einfach nur pathologisch an und ich muss mich sehr anstrengen, 'mich im Leben zu halten'. Und das ist vllt. der (einzige?) innere Antrieb: Ich will den Moment des 'Wechselns' hin zum 'normalen Erleben' erleben -> wie als Bestätigung meiner eigenen Theorie.



ps.: Beim Lesen der Beitragsvorschau fällt mir auf, dass ich am Anfang (mal wieder) eine andere Meinung darstelle, als am Ende. Das ist sooo typisch für mich und irritiert andere im Umgang mit mir, ist vllt auch ein Grund, mich eher zu meiden. Aber für mich selbst, in mir drin vielleicht, sind diese permanenten Widersprüche, vielleicht DER entscheidende Antrieb dafür, eben jeden Tag neu anzupacken und das Beste draus zu machen, was ich draus machen kann, aus diesen immer wiederkehrenden 24 Stunden Zeit. Weil: 'Zu denken' ist das, was mich immer wieder herausfordert: Wenn aus A durch meiine Draufsicht/Auseinandersetzung damit, dann B geworden ist, gefällt mir das ... Und, ihr lieben Leser, DAS ist ein intristischer Antrieb, also ist alles gut, denn wenn ich mich auf mich selbst verlassen kann, dann IST alles gut Queen.
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