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ADHS ist ... (öffentlich lesbarer Thread)
#1
Exclamation 
Ich eröffne heute mal einen öffentlich lesbaren Thread,

um an verschiedenen Beispielen zu beschreiben, wie es einer ADHS-betroffene Person gehen kann Sonne.

Natürlich gedacht, dass jeder hier schreibt, der das möchte.



Heute zum Thema Leistungsfähigkeit vs. völlige Erschöpfung
  • Nach nur fünf Stunden nach dem Aufstehen am Morgen, bin ich jetzt mittags 'völlig erschossen', 'fix und fertig', bzw zu eigentlich keiner weiteren Handlung heute mehr fähig.
  • Alles, was ich denke, was ich jetzt tun könnte, lehne ich schon beim Hindenken ab, am liebsten möchte ich 'für immer und ewig' auf meinem Stuhl sitzen bleiben.
An dieser Stelle bin ich froh, dass es keinen Menschen in meiner Nähe gibt, der mich anspricht und mich aus seiner Perspektive motivieren oder in gemeinsames Tun verwickeln will.


Was zuvor geschah:
  • Es gelang mir, in den vergangenen Stunden nach und nach alles abzuarbeiten, was sich als notwendig darstellte und das ist wirklich viel gewesen.
  • Wenn ich das nicht schriftlich festhalte, verliert sich das jedoch aus meiner Erinnerung und hängen bleibt (wenn keine große und sichtbare Arbeit erledigt wurde): "Wieder so ein Tag, an dem ich nichts geschafft habe Menno".
  • Ich will das mal auflisten und mich loben dafür und dann vielleicht den PC ausmachen und Mittagsruhe halten:
  1. Frühstück und Tiere wurden auch versorgt
  2. nebenbei Emails gecheckt
  3. der Aufforderung der Krankenkasse, ein Foto hochzuladen, bin ich direkt nachgekommen
  4. da ich weitere Fragen an die KK hatte, habe ich dort angerufen, Warteschleife ertragen, geredet
  5. plötzlich ruft der Handwerker an, den ich für morgen erwartete und 'will in 10 min. hier sein, weil es bei ihm grade gut passt'
  6. okay, drei Ordnungshandriffe gemacht, Tor aufgeschlosssen und fast schweigend ertragen, dass ich mich auf den Besuch nicht richtig vorbereiten konnte
  7. täglich Kontrolle der Finanzen machte eine Nachfrage nötig, die ich per Email erledigen konnte und zufriedenstellen erledigt habe
  8. ich habe mir Mittagessen gekocht, dauerte auch fast eine Stunde und mehrere Ideen und Arbeitsschritte waren nötig
  9. die Versorgung der Tier wurde auch erledigt
  10. da die Erschöpfung beim Hinsetzen an den Mittagstisch einsetzte, benutzte ich parallel die Möglichkeit, das Forum zum Reflektieren zu nutzen, um 'irgendwie bei Kräften zu bleiben' und das gelang Tippitoppi


Meine grundsätzlichen Hilfsmittel im Umgang mit mir und meinen ADHS-Besonderheiten sind übrigens:
  • Stress wahrnehmen und soweit möglich, Ursache abstellen bzw irgendwie gegensteuern
  • sowie alles in Ruhe angehen, beides hilft, dass ich mich inmitten mehrerer Baustellen nicht verzettele
  • jedes von außen an mich herangetragene Anliegen erledige ich sofort, damit es mich nicht weiter belastet
  • um die Aufmerksamkeit auf das Hauptanliegen besser halten zu können, habe ich immer eine 'zweite Spur' aktiv (zB neutrales TV)
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#2
Heute ein Eintrag zu einer Erfahrung im Zusammenhang mit meiner Konzentration, welches ich (66) beim Erledigen meines täglichen Neurotrainings immer wieder habe, was ganz genau dem entspricht, was ich im Alter von 20 Jahren auch schon beim Lernen im Studium erinnere:

Ich befinde mich also bei einer geistigen Tätigkeit, die selbstgewählt ist und meinem Interesse entspricht. Dabei sitze ich am Tisch, möchte etwas lesen (oder lösen) und bemerke, wie sich meine Gedanken nach nur etwa fünf Minuten völlig anderen Themen zuwenden.

Ich bemühe mich dann angestrengt, meine Gedanken beim ursprünglichen Thema zu halten. Doch diese im Moment völlig unsinnigen neu dazugekommenen Themen, werden immer mehr und lassen sich willentlich nicht ignorieren.

Heute weiß ich, woran das liegt. Aber damals, beim Studium, bin ich innerlich oft verzweifelt. Ich wollte so gerne 'Das Kapital' durchstudieren, weil es mich thematisch faszinierte, aber es gelang mir nicht. Ich konnte meine Gedanken nicht beim Thema halten.

Im Studium erreichte ich aufgrund intuitiv aufgenommenem Wissen einen mittelmäßigen Abschluss. Wissenschaftlich oder konzeptionell arbeiten konnte und wollte ich später nie, um mich dieser Qual so wenig wie möglich auszusetzen, 'dass ich meine Gedanken nicht beieinander halten konnte'.

Nun ja, heutzutage sind es diese 15' täglichen Trainings, die mich (ohne ADHS-Medikation) an meine persönliche Konzentrationsgrenze bringen. Wahrscheinlich war das jedoch bereits in der gesamten Schulzeit so. Ich habe Schulstoff daheim kaum gelernt, offenbar, weil ich keine Konzentration beim selbstständigen Lernen aufbringen konnte.
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#3
Ja diese Art von Ablenkbarkeit ist doof.

Manchmal gelingt es mir es so zu sehen.
Ich die Erwachsene weiß was zu tun ist.
Jetzt kommt mein inneres Kind um die Ecke und will etwas anderes. Das andere ist im ersten Moment Interessanter ,Lustiger,...
Es nörgelt und quengelt es ist 5 oder 6 Jahre alt.
Dann Versuche ich als Erwachsene mit meinem inneren Kind zu reden.
"Ich weiß das andere klingt jetzt total toll , aber das ist jetzt nicht dran." "Nachher darfst du dem nach gehen wenn du dann noch willst "
Klappt nicht immer.

Und die Richtigen Pausen sind so wichtig.
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#4
Aha, so ist das bei Dir, @Coco, Dir hilft die Interaktion mit dem inneren Kind.



Ich persönlich sehe dies bei mir nicht als Ursache.

Spontan würde ich auch sagen, dass es etwas anderes ist, ob mich 'was auch immer' ablenkt und ich dann dem ablenkenden Impuls nachgehen möchte oder ob ich mich nicht gut konzentrieren kann.



Was ich oben beschrieben habe, ist meine Unfähigkeit, mich länger als einige Minuten konzentriert mit einem Thema zu befassen, obwohl ich grade genau das und nichts anderes machen möchte.

Ich ordne das eher einer kurzen Aufmerksamkeitsspanne und folgender Konzentrationsstörung zu.
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#5
Ich könnte mich stundenlang bei Wikipedia verlieren.
Die Neugierde ist eine große Triebfeder für mich.

Jeder ist ganz unterschiedlich.

Was uns eint ist das für einige Dinge die nicht Neurodiversen leicht fällt für uns eine große Hürde sein kann.
Und wenn es klappt ,aber mehr Energie kostet es zu tun.

Die Ausprägungen sind unterschiedlich stark.
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#6
Ich gebe zu, dass ich seit drei Stunden prokrastiniere. Ich sitze am PC, bearbeite Fotos und schreibe irgendwelche Posts.

Eigentlich wäre Küchenarbeit incl. Kochen dran.

Im Kopf erfinde ich Erklärungen dahingehend, dass es im Leben auch darauf ankommen kann, dass man Dinge tut und Situationen erschafft, lediglich unter dem Aspekt des Wohlgefühls und nicht der Bewertung eines Arbeitserfolges.

Ein gewisses Wohlgefühl habe ich heute durchaus. Dennoch fühlt es sich wie Leben gegen einen Widerstand an. Ein unsichtbares Etwas stellt sich mir immer wieder in den Weg, wenn ich aufstehen und nach und nach das abarbeiten will, was ich als sinnvoll, wichtig und geplant bezeichnen würde.

Inzwischen kenne ich dafür den Begriff, der das ganz gut beschreibt, was ich fast täglich erlebe: Einschränkungen in den Exekutiven Funktionen bei ADHS, welche bei mir bekannten, von ADHS betroffenen Menschen, oft beobachtet und als Leidensdruck beschrieben wird.
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#7
Ich finde das ist wichtig zu Wissen.

Um aus den Selbstvorwürfen raus zu kommen.

Die machen es nicht besser. Sie blockieren einen noch viel mehr als sie helfen würden.

Nicht Schuld.

Wir funktionieren anders!
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#8
(Mein reflektierter Umgang mit) ... ADHS ist

wenn ich nach gefühlt ewiger Zeit Nichtstun (manche nennen das auch faul sein Ironie)

eines unvorhersehbaren Tages, so zum Beispiel heute, mit dem

Waschen, Kochen und Saubermachen gleichzeitig beginne, das gut händeln kann

und einfach nur zufrieden mit mir bin Gruß.
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#9
ADHS ist….

Anders
Denken
Hören
Sehen

Ist leider nicht auf meinem Mist gewachsen,
sondern habe ich in einem Interview gehört
und es gefällt mir so gut, dass ich es hier poste. Yippieh
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